Dallmayr-Saga 03 - Dallmayr - Das Erbe einer Dynastie by Graf Lisa

Dallmayr-Saga 03 - Dallmayr - Das Erbe einer Dynastie by Graf Lisa

Autor:Graf, Lisa [Graf, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2023-11-02T00:00:00+00:00


***

Auf seiner täglichen Runde kontrollierte Hermann den Wasserstand der Goldach vor seinem Kraftwerk, die Qualität des Wassers in den Fischteichen und in den Brunnen auf dem Hof. Es war schon vorgekommen, dass Grundwasser in ihr Trinkwasser eingedrungen war und es trüb und ungenießbar gemacht hatte. Aber heute war alles in Ordnung. Das Wasser war klar, und es roch frisch, so, wie es sein sollte.

Als er seine Runde beendet hatte und zum Haus zurückkam, hörte er die Männer, die draußen am Hof an den Biertischen saßen und sich ihr Feierabendbier schmecken ließen, schon von Weitem erhitzt diskutieren. Einer von ihnen war besonders laut: sein Knecht Simon. Er redete sich gerade in Rage über den Leiter des Reichsnährstandes, diesen Richard Walther Darré, der für die Landwirtschaft kürzlich eine »Erzeugungsschlacht« ausgerufen hatte.

»Ja, sind wir Bauern und Landarbeiter denn Soldaten im Krieg?«, ereiferte Simon sich. »Müssen wir auf den Höfen jetzt auch schon Schlachten schlagen? Mit Pflug und Dreschflegeln vielleicht?«

Die anderen Knechte und Arbeiter am Biertisch unter der Linde lachten.

»Sollen wir Krieg führen gegen die Scholle und unser Getreide?«, fragte Simon. »Soll doch der Darré einmal herkommen und uns zeigen, wie das geht!«

Natürlich hatte auch Hermann gelesen, dass dieser ehemalige SA-Führer an die »Verantwortung der Bauern gegenüber der deutschen Bevölkerung« appelliert hatte. Damit sollten die Landwirte dazu gebracht werden, die Erträge auf ihren Höfen bis zum Maximum zu steigern. Sie sollten alle Flächen, und auch noch jede Brache bebauen, die Felder überdüngen, um möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften. Das Ziel, das dahinterstand, war, dass Deutschland ausschließlich von eigenen Erzeugnissen leben und auf die Einfuhr von Nahrungsmitteln ganz verzichten wollte.

»Die zehn Gebote der Erzeugungsschlacht hat dieser Hirsch erlassen, wie Moses damals auf dem Berge Sinai«, rief Simon. »Als wären wir lauter Deppen, die nichts verstehen von ihrer Arbeit. Als würden wir nicht schon immer darauf achten, dass wir möglichst hohe Erträge aus unseren Böden erzielen. Anders könnten unsere Landwirte oder Gutsbesitzer doch gar nicht wirtschaften, und wir, die Arbeiter in der Landwirtschaft, hätten doch schon längst unser Auskommen verloren.« Er nahm einen Zug aus seinem Keferloher und nahm sich in seinem Eifer nicht die Zeit, seinen Bart aus Bierschaum abzuwischen. »Aber nein, jetzt ist Schluss mit der traditionellen Landwirtschaft. Jetzt gibt es den Krieg auf den Feldern, weil es diesem damischen Ritter aus Preußen, dem Herrn Gutsbesitzer aus der Lausitz, diesem Richard Walther Darré, so einfällt!«

Für Hermann war dies der Moment, um einzugreifen. Simon war wieder einmal dabei, sich um Kopf und Kragen zu reden. Wie er nur so naiv sein konnte zu glauben, dass die anderen Knechte, die mit ihm am Tisch saßen, wirklich alle seine Einstellung teilten. Spitzel gab es überall, das sollte doch gerade Simon wissen, der sich die Welt schon mehr als einmal vorübergehend durch Gitterstäbe hatte ansehen müssen.

»Na, Männer, schmeckt euch unser Bier?« Hermann klopfte Simon auf die Schulter. »Hat er sich wieder aufregen müssen, dieser Hitzkopf. Dabei meint Simon es ja gar nicht so scharf, wie er es herausbringt.«

Als Simon aufspringen und protestieren wollte, drückte Hermann ihn wieder zurück auf seine Bierbank.



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